Donnerstag, Juli 20, 2006

Darfs ein bissle mehr sein?

Wiedermal eine herrliche Begegnung mit dem Einzelhandel hinter mir. Da bin ich schon einiges gewohnt.
Im Kaufhaus bekomm ich auf die Frage „Gibt’s das auch in gelb?“, die Aussage: „Nur was da im Regal hängt.“ Aha, heißt das jetzt, die Verkäuferin weiß es nicht so genau, hat aber kein bock selbst nachzuschauen? Oder eher: Hmm, gelb? Lass mal lieber sein. Oder doch: Jetzt nerv mal nicht.
Auf meine doch sehr nette und höfliche Frage: „Entschuldigung, wo finde ich bitte …“. Bekomm ich Antwort: „hinne Links“. Dagegen ist ein Autonavi geradezu poetisch.
Auch schön: „Dafür bin ich nicht zuständig!“

Mittlerweile versucht jedes Unternehmen das Fehlverhalten damit zu glätten, dass man an jeder Ecke ein so genanntes Deliver+1 entgegen geschmettert bekommt. Was ist ein Deliver+1? Laut Definition einen Mehrwert zu der offiziellen Anfrage.
Gut. Hört sich theoretisch gut an, entwickelt sich jedoch seltsam.
Angefangen im Schuhgeschäft: Kaufste eine paar (oder auch mehrere) Schuhe, bekommt man -ob man will oder nicht- eine Einführung in die Schuhpflege.
Imprägnierspray da, Schuhspanner hier und vieles mehr. Da möchte man sofort einen Hilfsfond gründen, was so einem armen Schuh alles zustoßen kann.
Sehr angenehm ist es im Elektroladen nach Kauf von elektrischem Schnickschnack, vom Mitarbeiter als so doof eingestuft zu werden, als sei man nicht fähig die passenden Batterien zum Gerät zu kaufen. „Diese Batterien gehören da rein, keine anderen. Die finden sie dort. Hmm, am besten ich komm gleich mit ins Regal.“ Danke auch.
So ist das mittlerweile fast überall. Beim Frisör wird man mit überteuerten Pflegeprodukten bombardiert. In Hotlines wird dir irgendein „Supertolles Sonderkonditionspaket“ angeboten, und wehe du nimmst es nicht. Dann werden die echt sauer. Oder rufen dich solange an, bis du entnervst zustimmst.
Den Höhepunkt dieser ganzen Geschichte habe ich beim Arzt, genauer beim Frauenarzt erlebt.
Noch im Wartezimmer werde ich gebrieft, dass das Ultraschall nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt wird. Aha, denk ich, bevor ich jedoch darauf reagieren kann spricht die Arzthelferin weiter: „Aber Akupunktur wird noch bezahlt.“
Hallo!? Akupunktur? Beim Frauenarzt? Wo bitte, will der mit seinen Nadeln hin?

5 Kommentare:

flaschenverteiler hat gesagt…

"Den Höhepunkt ... habe ich ..beim Frauenarzt erlebt." Nadel? Deliver +1 beim Frauenarzt? Ähhhh bitte nidd ...

Ann von Neben hat gesagt…

Mann hört wieder nur was er will:

Frau sagt:
"Los komm jetzt, räum mal deine Sachen auf, die müssen gewaschen werden, sonst stehste ohne Kleider da. Oder willste nackt rumlaufen? Ich mach in der Zeit die Betten."

Mann versteht:
"Los komm bla bla bla keine Kleinder, bla bla nackt bla bla Bett.

flaschenverteiler hat gesagt…

riiiiischdiiisch

Michael hat gesagt…

Da ich ja selber mal im verkaufenden Gewrbe tätig war, möchte ich den ersten Abschnitt mit einer Abwandlung von Freud kommentieren: Manchmal sagt man, dass man nur das hat, was im Regal hängt, weil man nur das hat, was im Regal hängt. :-)

Ann von Neben hat gesagt…

Dann könnte man auch mit "nein" antworten, aber das wäre ja zu einfach... Und ein "Nein, tut mir Leid" würde mir ein Höflichkeitsschock versetzten.