Dienstag, April 24, 2007

Des Saarländer nicht würdig

Meine Schwester hat Geburtstag.
Das allein ist Anlass genug totes Fleisch auf den Grill zu werfen. Ja, richtig Grill, nicht Schwenker. Denn meine Eltern kennen keinen von der Dillinger Hütt’, noch sieht meine Mama ein, für einen Schwenker eine Jahreskarte auf unserer Terrasse auszustellen. Also grillen wir.
Wenn mein Papa sagt wir grillen, heißt dass, das er Feuer macht. Und für mich heißt das, ich geh in den Keller den Elektrogrill suchen.
Derweil baut mein Papa den sehr stylisch aussehenden Grill auf. Meine Eltern haben 8 Kellerräume, ich brauch also eine geschätzte Ewigkeit, bis ich den EGrill gefunden habe. Manchmal glaube ich, mein Papa versteckt den mit Absicht jedes mal woanders.
Wenn ich erfolgreich aus dem Keller wieder auftauche, steht mein Papa schon geschwellter Brust vor dem Grill, hat ein Häufchen Papier zurecht geknoddelt, Holzkohle platziert und wartet mit dem entzünden, bis ich wieder da bin. Mit Blick zu mir, und mit der rechten Hand ein Feuerzeug dass dem Papier gefährlich nahe kommt, kommt dann der Spruch: „Wozu baust du denn das Ding da auf?“
Worauf ich nur sage: „Ich hab Hunger und da geh ich gern auf Nummer sicher.“
Ich bau den EGrill auf.
Papa beobachtet wie das Papier verbrennt und die Holzkohle sich dabei nicht beteiligt.
Ich mach den EGrill sauber.
Mein Papa baut eine neue Papier/Holzhohle Konstruktion.
Der erste Besuch kommt.
Papas bester Freund hilft bei der Konstruktion, diesmal wird trockenes Holz mit eingebaut.
Ich komm aus der Küche mit Grillgut.
Mein Papa flucht das erste Mal.
Ich leg die Fleischware auf den heißen EGrill.
Ein weiterer Freund von meinem Papa kommt, beobachtet und meint, die Holzkohle sei zu alt. Dann verschwindet er wieder.
Mein Papa rückt der „alten“ Holzkohle mit Benzin an den Kragen.
Ich verlasse die Terrasse. Aus dem Fenster beobachte ich, dass mein Papa sich die Stirnhaare beim entzünden des Grills versenkt. Nebenbei wurde auch noch rund um den Grill Mamas „wilder Wein“ vernichtet...
Ich geh wieder auf die Terrasse und dreh die Würstchen rum.
Mein Papa ist mittlerweile fuchsteufelwild, weil die „alte“ Holzkohle immer noch nicht beeindruckt ist.
Der zweite Freund kommt mit neuer Holzkohle und Spiritus.
Ich verlasse wieder die Terrasse.
Als ich wieder zurückkomme, stehen drei zufriedene Männer um einen rauchenden Grill. Papa meint: „So geht das.“
Ich frage: „ Wer will Würstchen?“

3 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Sehr schön geschrieben :-)

Und dennoch... Ich quäle mich lieber stundenlang mit einem Schwenker rum, als dass ich so ein Elektro-Ding benutze.
Denn beim grillen/schwenken geht es ja nur sekundär um den Verzehr von Fleisch (und schon gar nicht um Zucchini!!! (mal so nebenbei).

Es geht um das alte Ritual "ICH habe Feuer gemacht!" und es geht darum mit seinen Freunden Bier zu trinken und dabei über die besten Anzündtaktiken zu streiten.

Man könnte meinen, Franz Kafka wäre Saarländer gewesen, als er sagte "Der Weg ist das Ziel". Nirgendwo trifft das besser zu als beim Schwenken.

Und wenn dann am Schluß auch noch gegrilltes Fleisch dabei herauspringt, um den Kraftaufwand zu entschädigen, na, dann mach ich das doch nächsten Samstag gleich nochmal!

Unknown hat gesagt…

*lach'* .. ich muss das nächste mal schauen ob auf meiner grillkohle ein ablaufdatum steht. zu alte kohle ... ich fass es nicht. nunja .. bei uns läuft das ganze wesentlich pragmatischer ab. grill steht bereit .. stückchen papier rein ... ordentlich kohle drauf .. etwas spiritus drüber ... zündel zündel .... weg gehen und keine ahnung .. salat machen, brot schneiden, tisch decken, dumm schwätzen ... was eben halt so anfällt. nach ner halben stunde geht man dann wieder zum grill und legt auf. weitere 10-20 minuten (je nach grillgut) nimmt man es nach mehrmnaligem wenden wieder runter und isst.
ich versteh nicht ganz wo da was schief gehen kann.
nunja ... jeder wie er mag. ;-)

und noch was .. schwenken ist ja wohl das letzte.

Michael hat gesagt…

*shotgundurchlad*