Samstag, April 07, 2007

Kabbeleien unter Frauen

Heute war ich beim Frisör und ich hatte ein echt gutes Buch dabei, das ich in den gefühlten sieben Stunden die ich beim Frisör verbringe, lesen wollten. Wenn man wie ich Teilweise auf dem Bauernhof aufgewachsen ist, oder zumindest aus der Provinz stammt, kann ich nur „Ortsgespräch“ von Florian Illes empfehlen. Das weckt Kindheitserinnerungen.
Naja aber wie gesagt, dazu kam es nicht. Stattdessen wurde ich mit allen Feinheiten die eindeutlich aus „Die Kunst des Krieges“ stammen unterhalten.

Nina, die Azubi in der ersten Woche, die mich zuvor äußerst freundlich empfangen hat und mir äußerst umständlich den Frisiermantel umgebunden hat, wobei meine langen Haare wohl den Schwierigkeitsgrad erhöhten, hat es versemmelt. Daniela die ihre Ausbildung bereits hinter sich hat, hat Nina gebeten ihr was zu essen zu besorgen und alle anderen fragen was sie essen wollen. Nach ein paar Minuten kam Nina zu Daniela und sagte, dass keiner außer Daniela etwas essen will. Nach weiteren 15 min stellte sich jedoch heraus, dass sie nicht jeden gefragt hat und dann doch Guiseppe, Mary, Pepe (ja es gibt dort einen Pepe, der aber nicht schwult ist, wie ich heute erfahren hab), Paula und Lis etwas essen wollen.
Nun hat Nina aber bevorzugt sich erst um die Kunden zu kümmern und die Essenssache erst mal von sich weg geschoben. Da Daniela aber sehr viel Hunger hatte, hat sie sich tierisch drüber aufgeregt, dass Nina sich jetzt um die Kunden kümmert, statt ihr essen zu holen. Nina die gerade einen Kunden den Kopf wascht, davor die Handtücher zusammenfaltete, die Farbdippscha ausspülte und den Boden fegte, muss ziemlich faul sein, dass sagt zumindest Daniela. Daniela muss ich irgendwie besänftigen, die scheint nämlich gerade ziemlich wütend zu sein und wenn sie mich weiter so kämmt, habe ich gleich keine Haar mehr auf den Kopf. Ich wünschte mir, ich hätte ein Sandwich in der Tasche, aber alles was ich ihr anbieten kann, ist ein Kaugummi.
Na jedenfalls steht jetzt fest dass einige was essen wollen, Daniela, die am meisten Hunger hat und mal unter uns echt was zu essen notwendig hätte, bespricht jetzt über meinem Kopf die Sache mit Mandy. Die konnte Nina ja schon die ganze Zeit nicht leiden. Paula hat das nebenan gehört und weiß, dass Mary die Nina auch nicht leiden kann und auch schon mit dem Chef gesprochen hat. Dann sagen Mary und Mandy zu Paula, dass Lis letztens eine Kundin hatten, die total von Paula begeistert war und das hätte Lis auch dem Chef gesagt. Jetzt sagt Daniela noch mal zu Mary dass sie als Azubi sich das nicht getraut hätte. Mandy kümmert sich wieder um ihre Kundin, Paula muss den nächsten Kunden waschen, jetzt ist Zeit für Daniela Giuseppe zu erzählen dass Nina faul ist. Der wusste das schon. Nebenbei stellt Giuseppe klar, dass er Hunger hat und Daniela veranschaulich wieder wie hungrig sie eigentlich ist, nicht ohne wieder an meinen Haaren zu ziehen. Ich biete ihr wieder das Kaugummi an.
Endlich bin ich fertig gekämmt und Mary schneidet mir alleine die Haare. Bevor Entspannung eintreten kann, fängt Mary sich über Nina aufzuregen. Nina die gerade dabei ist die Waschbecken zu säubern, steht laut Mary immer nur rum. Mary war als Azubi anders als Nina, so was hätt es damals nicht gegeben. Jetzt ruft Mary Daniela zu sich. Daniela soll nachdem sie mich gefönt hat, sich und nur sich was zu essen holen. Daniela erklärt Mary, dass sie dann stress mit den anderen bekommt. Mary meint, wenn die anderen zu feige sind, sich mit Nina auseinander zu setzten, sollen sie sich selbst um ihr essen kümmern. Während Daniela mir die Haare föhnt, kommt ein anderer Frisör (den ich nur unter „De Franzos“ kenne) und fragt was wieder mit Nina war. Beide stellen fest, dass sie nicht so als Azubis waren und dass das mit Nina nicht lange gut geht. „De Franzos“ bietet Daniela an, was zu essen zu besorgen. Daniela stellt wieder klar wie viel Hunger sie hat. Als Daniela mit dem Föhnen fertig war, kommt „De Franzos“ mit dem Essen rein. Ich liebe Geschichten mit Happy-End.

2 Kommentare:

Frau Schmidt hat gesagt…

Nachdem ich jetzt weiss, welcher Friseur das war, gleich mein Beitrag dazu: ich will einen Termin, gehe rein, an der Kasse steht eine Tussi um die 50, Leopardenleggins, stark toupiertes Haar und Fingernägel, mit denen sie ihre Suppe essen könnte. Dass sie stark geschminkt und frisch auf dem Tussitoaster war, brauche ich ja nicht zu erwähnen.
Ich: "ich hätte gerne einen Termin bei XY (der Chef, ich geh grundsätzlich nur zu Männern und nur zum Chef)". Sie: "Morgen früh? Geht klar, bis dann, schönen Tag". Ich denke, hey, das ging ja flott und will gerade gehen, da meint sie: "Waren Sie schon einmal beim Chef?" Ich: "Nein." Sie: "Ach, danngeht das nicht, das ist nur für Stammkunden!". Ich meine, sie kann dann ihren Termin behalten und gehe verärgert. Ich frage mich, wie man Stammkunde wird. Irgendwann muss man ja mal "anfangen" mit Kunde werden.
Peinlich war dann noch, dass die Mutter meines damaligen Freundes empört hinter meinem Rücken angerufen und den Chef so lange bearbeitet hat, bis sie für mich und für sich einen GRATIS Termin rausschlagen konnte. (Er hat mir dann schon ein bisschen leid getan). Aber ich hab ja auch meinen Stolz und bin natürlich nicht hingegangen.

Michael hat gesagt…

Ich bin grade sehr begeistert, wieviele Details ihr Frauen euch merken könnt.
Hätte ich beim Friseur die gleiche Geschischte gehört, sähe mein Blogeintrag wahrscheinlich so aus:
"War heute beim Friseur. Die ganze Zeit NUR: 'bla bla blubber'".