Donnerstag, Mai 18, 2006

Nervsack, Gähnwilli und das Fräulein vom Amt

150 Kilo lebender Nervsack.
Übelste Bauart, aber passende Beschreibung für meinen oben-drüber-Nachbar. Gepaart mit einem quietschenden Dielenboden und schlechtem Musikgeschmack. Das allein ist ja schon schlimm, aber es wäre nicht mein Nachbar, wenn es nicht noch schlimmer ginge. Er hört nicht nur schlechte Musik - am liebsten in Endlosschleife - nein er singt und tanz auch gerne dazu. Und genau das macht er auch gerade. Weltklasse. Und holla, der ist richtig ausdauernd. Der macht das nit mal so e Stünnsche, nee der hält locker den ganzen Tag durch, mindestens aber die Zeit in der ich im Schlafzimmer bin.
Das jemand der sich soviel bewegt, so fett sein kann ist unglaublich.
Nervsack übertrifft sogar Gähnwilli, mein unten-drunter-Nachbar. Gähnwilli heißt so, weil er gerne und ausgiebig laut gähnt. Frau Schmidt hat das auch schon selbst miterlebt. Gerne haben wir ein spontanes Gähnkonzert im Treppenhaus veranstaltet, als uns Gähnwilli begegnet ist. Gähnwilli macht nicht nur seltsame Geräusche als allabendliche und morgendliche Oralübung, nein, er hat auch noch – und das kann man ihm in seinem alter hoch anrechnen – lautstarken Sex. Es hört sich eher wie ein in den letzten Atemzügen liegendes Vieh, aber eindeutig als Sex erkennbar, somal der Bettkasten arg an der Wand klappert.

Nervsack steht auch gerne um 6 Uhr früh auf, nicht ohne musikalischer (oder wie auch immer man das nennen kann) Rahmenbedingung. Wenn dann noch Gähnwilli mit Frau Gähnwilli um die gleiche Zeit beschließt Sex zu haben, ist es ein morgen wie der heutige und für mich spätestens Zeit aufzustehen.

In der S-Bahn wieder nur überreife Unterprimaten. „Passä mal auf du“ begrüßt mich etwas. “sagst du uns schnell, wie viel da drauf passt?“ sprachs und zeigt auf einen iPod. „Wie schnell solls denn sein und im Übrigen: ich pass immer auf, brauchst mich nicht extra dazu auffordern.“ Soviel Spontanität zeig ich selten zu sona frühen Stunde. Recht stolz tappe ich zur Arbeit. Unter unserem Stockwerk war früher mal ein Amt, ist jetzt aber umgezogen. Nicht ohne an sämtlichen Eingängen und Briefkästen riesen Hinweisschilder da zu lassen. Gerade als ich mit der Besteigung der „Treppe des Totes“ begonnen habe, fragt mich ein etwas ältere Mann, ob hier das Amt sei. Ja seh ich auf wie das Fräulein vom Amt oder was? Kann der nicht lesen oder eins der DIN A minus 4 Plakate nicht gesehn?
Nur Deppen am Start.
Nach kurzer Überlegung bleib ich dann doch höflich und weise auf den Umzug hin und will weiter gehen. Wo er denn jetzt hin soll? Mann mann mann. Er hat die letzten 50 Jahre überlebt, dann wird er wohl noch weiterleben, wenn ich einfach mal weiter geh. Oben angekommen, beschließe ich, bei dem Nachhauseweg doch mal den Fahrstuhl zu benutzen. Aber auch dann werd ich nicht verschont. Vor mir der Oberdepp des Tages. Beide Knöpfe am Fahrstuhl gedrückt. Da könnt ich ja ausrasten.
Was soll das denn? Kann er sich nicht entscheiden wo er hin will oder was?
Kurz mal überlegen, ob ich ihm eine Anleitung für Fahrstuhlknöpfe geben soll. Aber da kommt die ausgleichende Gerechtigkeit, der Fahrstuhl kommt, mit blickendem oberem Knöpfchen. Hähä, los steig ein, Oberdepp. Guck auch noch ganz bedeppert weil ich nicht einsteige. Hihi, welch Wohltat den Oberdepp sein doofes Gesicht zu sehen, als er mich vom oberen Stockwerk wieder abholen kommt.

2 Kommentare:

flaschenverteiler hat gesagt…

Hehe, also langweilig kann dir nicht werden bei den Nachbarn. Wäre aber wünschenswert Informationen über Bettgeschichten von in die Jahre gekommenen Nachbarn vorzuenthalten, die passenden Bilder dazu brennen sich immer gleich ins Hirn und wollen da nemme raus. ARRRGHHHH!!!

Frau Schmidt hat gesagt…

AAHHHHH! Warum musstest du mich noch einmal an Gähnwilli erinnern! Naja, ich kann mich zwar kaum beschweren, da mein Zimmer nicht unmittelbar über seinem Schlafzimmer gelegen war, aber gehört hab ich es oft genug - und nicht nur das Gähnen...