Samstag, Juli 21, 2007

Papakind

„Papa, warum sind hier immer so beulen zwischen den Bäumen?“ Ich bin fünf und gehe mit meinem Papa im Wald spazieren.

Ich bin in einem klassischen Haushalt groß geworden. Papa arbeitete und Mama war zuhause. Für meine Mutter war es bestimmt immer furchtbar, dass wenn mein Vater in Sichtweite war, sie komplett abgeschrieben galt. Ich war ein Papakind!
Aus unserem Küchenfenster konnte ich die ganze Straße bis fast ganz runter überblicken. Jeden Nachmittag, so gegen 17 Uhr stand ich, mit festem Blick auf den einen ganz winzigen Punkt am Ende der Straße, auf der Küchenbank und beobachte ob sich der Punkt vielleicht verändert und Papa von der Arbeit kommt. Das Geschrei war immer riesengroß. Ich hüpfte auf der Bank rum: „Papa, kommt, Papa kommt!“. Lief ins Wohnzimmer, in dem meine Mama völlig entnervt sagte: „Ja, Papa kommt, wie jeden Tag um diese Zeit!“. Ich lief wieder in die Küche, auf die Küchenbank und hüpfte weiter. Klopfte an die Scheibe und rief: „Hallo Papa!“. „Paaaaaaaapaaaaaaaa!“ Der Punkt am Ende der Straße wurde größer bis man erkennen konnte, dass der Punkt Arme und Beine hatte. Genau an der großen Linde, die rechts an der Straße stand, da hob der Punkt die Arme in die Luft. Denn ich hab meinem Papa beim spazieren gehen, ganz genau erklärt, dass ich ab der großen Linde erkennen kann, dass er mir zuwinkt. Also winkte Papa jeden Tag ab der großen Linde zu mir hoch. Ich freute mich wie ein Schneekönig und hüpfte dann noch heftiger auf der Bank rum. Lief ins Wohnzimmer und erzählte Mama, dass Papa gerade gewunken hat. Dann lief ich noch einmal in die Küche, auf die Bank, um festzustellen, wo Papa gerade ist. Dann wieder ins Wohnzimmer um Mama zu nerven, ob ich Papa entgegenlaufen dürfte. Durfte ich nicht. Wieder zurück in die Küche und ans Fenster donnern und gleichzeitig ganz laut Papa rufen.
So ging das jeden Tag. Meine armen Eltern!

Jetzt war ich wie gesagt mit Papa im Wald und ich wunderte mich über die immer sehr symmetrischen kreisrunden Löcher im Wald.

„Hmm…“ überlegte Papa, „Das sind Maulwürfe, die anstatt kleine Haufen, große Löcher hinterlassen.“ sagte Papa.
„Wie sieht denn so ein Maulwurf aus? Kannst du mir einen fangen?“ fragte ich.
„Du kennst doch den Maulwurf aus der Sendung mit der Maus?! Dieser Maulwurf hier ist weiß und hat statt ein Schaufelchen, eine Hacke.“ erklärte mein Papa.
„Ohja und deswegen auch die Kuhlen! Wenn der weiße Maulwurf einen Tunnel hackt und der zusammenstürzt, dann passiert so ne Kuhle…“ stell ich fest. „Warum sind diese Kuhlen nur im Wald?“ frag ich weiter.
„Kuck mal, dahinten ist ein großer Stein, wer zuerst dort ist. Auf die Plätze, fertig, los.“

2 Kommentare:

Frau Schmidt hat gesagt…

Ooooch, wie putzisch!

Michael hat gesagt…

Scheeeeeeeen! :-D