Montag, Mai 28, 2007

Flüchtige Bekanntschaften

Ich war letztens bei meinen Eltern, und die (hab ich das schon mal erwähnt?) haben eine Kneipe. Mein Papa unterhielt sich recht vergnügt mit einem Gast. Ich fragte Papa, ob er mich nach hause fahren kann. Der Gast meinte, er müsse jetzt sowieso los, ob er mich mitnehmen soll.
Ahh, ich mag so was gar nicht. Aber was soll man in so einer Situation schon sagen? Nee, danke, ich darf nicht zu Fremden ins Auto. Oder: Ich hab nicht mit dir gesprochen!
Nein, natürlich nicht. Man nimmt es an.
Wir gehen raus zum Parkplatz, die Fernbedienung lässt einen Porsche aufblinken.
Oh nee, das mag ich noch weniger …
Während der Fahrt muss ich, ohne es zu wollen über die Korrelation von Auto und Länge des besten Stücks nachdenken. Wobei die Fahrweise die Länge gänzlich gegen Null sinken lässt.
Ich frag ihn, wie oft er schon den Führerschein abgeben musste. Und hoffte dass er den Wink verstehen würde. Aber er sagte nur: „Schon acht mal.“
„Man bekommt nach dem achten Mal wieder eine Fahrerlaubnis?“
„Nö.“
„Du hast keinen Führerschein mehr?“
„Nö.“
„Berühigend.“ „Könntest du vielleicht doch etwas langsamer fahren, vielleicht so langsam, dass man die Umgebung noch wahrnehmen kann?“
„Ich habs eilig, muss noch ins Geschäft. Zumachen.“
So halberzählte Sachen, bei dem der Erzähler nur darauf wartet, dass man nachfragt, mag ich gar nicht. Aber solange er erzählen darf, fährt er langsamer. Also: „Was heißt denn zumachen, was arbeitest du denn?“
„Rat mal.“
Oh Gott, das hasse ich! Argh, da könnt ich demjenigen echt ohne Vorwarnung eine reinhauen. Also sag ich gereitzt: „Dem Auto nach, ein Zuhälter.“
„Jepp.“
„Echt jetzt?“
„Jepp“
Schweigen.
Das Auto wird jetzt immer ekliger und ich hab das dringende Bedürfnis meine Hände zu waschen, besser noch duschen gehen.

Etwas später am Telefon: „Sag mal Papa, weißt du eigentlich, was der R. von Beruf ist?“
„Nö.“
„Der ist Zuhälter!“
„Echt?“
„Echt. Und den lässt du mich nachhause fahren.“
„Hat er was gemacht?“
„Nee!“
„Ei dann ist das doch nicht so schlimm. Hehe, stell dir mal vor, dich hat jetzt jemand in dem Auto gesehen.“
„Witzig, ich lach mir nen Ast.“
„Haste ihn gefragt, ob jemand den wir kennen, dahin geht.“
„Nee.“
„Musste das nächste Mal machen.“
„Das nächste Mal?“

2 Kommentare:

Michael hat gesagt…

Und ich dachte, wenn die eigenen Eltern eine Kneipe hätten, dann hat man sowieso schon alles erlebt.

Jens hat gesagt…

Vielleicht war es der Kollege von dem Typen, der dich haben wollte?